Die Gefühlswelt beim Bogenschießen

Der Koreaner Kisik Lee ist international der erfolgreichste Trainer der Welt

“Der Weg ist das Ziel”

Es ist eine simple Tatsache, dass eine große Stärke des Schießens selbst liegt. Der Bogenschütze, der um der Schönheit des Sportes willen schießt, unterscheidet sich total von dem, der nur die Mitte des Ziels treffen will. Letztendlich findet man das Glück eher, wenn man die Schönheit des Sportes vorzieht.

Die moderne Psychologie unterscheidet zwischen prozessorientiertem und ergebnisorientiertem Denken. Prozessorientiertes Denken konzentriert sich auf Aktionen, die ein Resultat erzeugen werden. Ergebnisorientiertes Denken konzentriert sich auf das Resultat – unter Einsatz von Begeisterung und dem Wunsch, Leistung zu erzeugen.

Während die Argumente für beide Methoden subjektiv sind, gibt es eine Logik, die besagt, das ergebnisorientiertes Denken unrealistische Erwartungen kreiert aber keinen Weg zu diesen Erwartungen aufzeigt.

Der Bogenschütze, der sich auf den Prozess konzentriert, ist derjenige, dem es um die Schönheit des Sportes geht. Er ist fokussiert auf die Details seiner Bewegungen, glättet sie und rundet die Übergänge ab, bis man nicht mehr weiß, wo der Arm endet und wo der Bogen beginnt.

Der andere Bogenschütze – der Ergebnisorientierte – zieht den Bogen an sein Gesicht heran und kämpft mit der Anstrengung und der Angst, um Perfektion zu erreichen. Der Bogen ist nicht seiner selbst. Er ist ein Instrument, das manchmal seine Wünsche erfüllt. Er ist der Bogenschütze, dessen Stärke weder in einer stetigen, starken Bogenhaftung, noch in der Leichtigkeit eines mehr transzendenten Typus liegt. Er hängt zwischen diesen beiden erfolgreichen Typen und ist hin und her gerissen – und genau das ist die Quelle, aus der Scheibenpanik entsteht

Kisik Lee aus seinem Buch “Der Bogenschütze von Innen”

Historie von Kisik Lee

 Er war gerade 24 Jahre alt als er Nationaltrainer von Südkorea wurde (von 1981 bis 1997). Unter seiner Leitung gewann Korea bei den Olympischen Spielen 1984, 1988, 1992 und 1996 insgesamt acht Goldmedaillen.

1997 zog er nach Australien, um dort Nationaltrainer zu werden, der Simon Fairweather dabei unterstützte, bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney Gold für die Männer Gold zu gewinnen.

Im Januar 2006 übernahm er die herausfordernde Rolle des Nationaltrainers für die USA und trainierte Bogenschützen wie Brady Ellison, der von vielen als der beste moderne Bogenschütze der Welt beschrieben wird.

Die Trainererfahrung von Kisik Lee umfasst neun Olympische Spiele, und seine Bilanz spricht für sich.